Praktische Umsetzung der Prinzipien in Unternehmen
Einleitung
Die Transformation von traditionellen hierarchischen Strukturen hin zu selbstorganisierten, verspricht nicht nur eine gesteigerte Anpassungsfähigkeit und Innovation, sondern auch eine höhere Mitarbeiterbeteiligung und -zufriedenheit. Doch wie wirken sich diese unterschiedlichen Organisationsmodelle in Krisenzeiten aus? Ein Fallbeispiel hilft, die Unterschiede in der Herangehensweise, Entscheidungsfindung und Umsetzung deutlich zu machen.
Fallbeispiel: Die gleiche Krise. Einmal in einem starren hierarchischen System, einmal in einer SO-Organisation
Stellen wir uns ein mittelständisches Unternehmen vor, das unerwartet mit einer schweren wirtschaftlichen Krise konfrontiert wird. Umsatzrückgänge und Marktveränderungen zwingen das Unternehmen zu raschen Anpassungen. Wir betrachten zwei Szenarien: eines in einer traditionellen hierarchischen Struktur und eines in einer TEAL-Organisation.
Hierarchisches System:
1) Herangehensweise:
- Die Krise wird in der Führungsetage identifiziert und analysiert.
- Entscheidungsträger formulieren Maßnahmenpläne und geben diese an die Abteilungsleiter weiter.
- Kommunikation erfolgt top-down, was oft zu Informationsverlusten und Missverständnissen führt.
2) Entscheidungsfindung:
- Entscheidungen werden von der Geschäftsführung und dem oberen Management getroffen.
- Mitarbeiter werden nur minimal einbezogen, was deren Motivation und Kreativität einschränkt.
3) Umsetzung:
- Maßnahmen werden strikt nach Anweisungen umgesetzt, wenig Raum für flexible Anpassungen.
- Mögliche Widerstände bei der Belegschaft aufgrund mangelnder Einbindung und Transparenz.
4) Retrospektive:
- Nach der Krise erfolgt eine Bewertung durch das Management.
- Verbesserungen werden erneut top-down vorgegeben, oft ohne Einbeziehung der Mitarbeitererfahrungen.
Selbstorganisierte Organisation:
1) Herangehensweise:
- Die Krise wird von allen Mitarbeiterebenen wahrgenommen und diskursiv analysiert.
- Teams identifizieren eigenständig Problembereiche und schlagen Lösungsansätze vor.
- Kommunikation ist transparent und partizipativ, was zu einem besseren Informationsfluss führt.
„Es geht alle was an“ - Katalysatoren stellen Räume zur Verfügung um die eigene Teilnahme am Krisenherd zu reflektieren und die Lösungsfindung zu unterstützen.
2) Entscheidungsfindung:
- Entscheidungen werden dezentral getroffen, jedes Team übernimmt Verantwortung für seinen Bereich. Blockaden werden vom Katalysator adressiert.
- Mitarbeiter sind aktiv beteiligt, ihre Expertise und Kreativität werden genutzt.
3) Umsetzung
- Maßnahmen werden flexibel angepasst, Teams haben die Autonomie, situativ zu reagieren.
- Hohe Motivation und Akzeptanz der Maßnahmen, da die Mitarbeiter in den Entscheidungsprozess eingebunden sind.
- Strittige Themen werden mit Kommunikationstools bearbeitet. Der Katalysator stellt Mediation zur Vergügung.
4) Retrospektive:
- Nach der Krise erfolgt eine gemeinschaftliche Reflexion als Abschluss der Krise.
- Der Katalysator fungiert als Moderator „Facilitator“.
- Lessons Learned werden dokumentiert und fließen in die kontinuierliche Verbesserung ein.
Unterschiede in der Herangehensweise
In der hierarchischen Struktur liegt der Fokus auf Kontrolle und zentraler Steuerung. Das obere Management entwickelt Maßnahmen, die dann umgesetzt werden. In der selbstorganissierten Organisation hingegen wird die Krise als gemeinschaftliche Herausforderung betrachtet. Teams übernehmen Verantwortung und nutzen ihre Nähe zum Problem, um schnell und effektiv zu reagieren.
Unterschiede in der Entscheidungsfindung
Die Entscheidungsfindung in hierarchischen Strukturen ist oft langsam und wenig flexibel, da sie auf wenigen Personen lastet. In der selbstorganisierten Einheit wird die Entscheidungsfindung dezentralisiert. Dies ermöglicht eine schnellere und oft kreativere Reaktion auf Herausforderungen, da viele Köpfe und Perspektiven einbezogen werden.
Unterschiede in der Umsetzung
Während in hierarchischen Systemen die Umsetzung starr nach vorgegebenen Plänen erfolgt, bieten selbstorganisierte den Teams die Freiheit, Maßnahmen situativ anzupassen. Dies erhöht die Flexibilität und Effektivität in der Krisenbewältigung.
Retrospektive Betrachtung
In der hierarchischen Struktur erfolgt die Evaluation post-mortem und oft isoliert vom Rest der Belegschaft. SO-Systeme hingegen integrieren kontinuierliche Reflexionen und Anpassungen in ihren Alltag. Dies fördert eine Kultur des Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung.
Fazit
Das Fallbeispiel zeigt deutlich, wie unterschiedlich Krisen in hierarchischen Systemen und selbstorganisierten Unternehmen bewältigt werden. Selbstorganisations-Prinzipien fördern eine dynamische, flexible und partizipative Herangehensweise, die nicht nur die Resilienz des Unternehmens stärkt, sondern auch die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter erhöht. Die Transformation hin zu einer selbstorganisierten Struktur mag herausfordernd sein, doch sie bietet nachhaltige Vorteile, die weit über die reine Krisenbewältigung hinausgehen.
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